Kolumne: Dunkle Straßen in Hennef

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Im beschaulichen Hennef an der Sieg werden jetzt ab 23:00 Uhr die Straßenlampen ausgeschaltet. Grund dafür sind die verordneten (Energie)Sparmaßnahmen der Bundesregierung. Ich frage mich jedoch: Steht diese Maßnahme im Verhältnis zu einer möglichen Gefährdung der Bürger?

Hennef bei Nacht?

Hennef ist mit seinen ca. 50.000 Einwohnern keine kleine Stadt mehr. Aus der Steigerung der Einwohnerzahl kann geschlossen werden, dass Hennef gewissermaßen seine Unschuld verloren hat.

Energiesparen ist gut, Sicherheit ist besser. Merkwürdigerweise sind viele Hennefer überhaupt nicht verwundert und akzeptieren diese Maßnahme. „Die meisten Überfälle geschehen am helllichten Tag“, „Was ist schon dabei, dann nimmt man eben Taschenlampe und Pfefferspray mit.“ Okay, aber wenn doch etwas passiert?

Wer ist denn eigentlich verantwortlich, wenn es im dunklen Hennef zu einem Überfall oder einer Vergewaltigung kommt? Bürgermeister Mario Dahm kann jedenfalls auf eine ganze Anzahl von Apologeten rechnen: „Was kann denn der Bürgermeister dafür, wenn er die Regeln umsetzt, die ihm vorgegeben werden?“ Also befinden wir uns wieder in Zeiten des Kadavergehorsams, wo Politiker nur noch Funktionserfüller sind? Gut, selbst wenn das so sein sollte: Gibt es eine genaue gesetzliche Vorgabe, dass die Straßenbeleuchtung beschnitten werden MUSS? Wenn es die geben SOLLTE (was meinem Wissensstand entsprechend nicht der Fall ist), wo ist dann der Protest der Kommunen?

Der Gleichmut der Bürger geht aber noch weiter: „Wieso ist das denn so schlimm? Königswinter, Bad Honnef, Siegburg und Sankt Augustin machen das doch auch?“ Ja, das absolute Killerargument, nicht wahr? Aber wer erinnert sich noch an das geflügelte Wort unserer Erziehungsberechtigten: „Wenn alle in den Rhein springen, machst Du das dann auch?!“

Geht es hier also in Wirklichkeit um ein Defizit an Zivilcourage? Soweit will ich gar nicht gehen. Ich sehe es als Charakterschwäche unserer Generation. „Wer sich nicht wert, lebt verkehrt!“ Natürlich kann man sich auch einreden, dass man einfach alles okay findet – dann muss man sich nicht bewegen. Wenn dann irgendwann doch das Kind in den Brunnen fällt (respektive jemand überfallen wird), kann man auch wieder Betroffenheit vorspielen und in den Chor einstimmen: „Wer hätte DAS nur ahnen können?“ Klar, das ist die einfachere Art zu leben – aber ist es auch die richtige?