Ich lese abwechselnd alte und neue Dr.-Morton-Romane. Nichts als Heroin repräsentiert für mich in dieser Hinsicht den aktuellsten Band, da Band 121, Feuerteufel, eher wie ein neuer Lord-Roman wirkt. Entsprechend gespannt war ich, als ich mit dem Lesen von Nichts als Heroin begonnen habe.
Ich mag auch den anderen Ton der Lord-Romane, aber die klare Struktur und kompromisslose Härte der Morton-Abenteuer gefallen mir noch ein Stück besser. Und genau hier punktet Nichts als Heroin auf ganzer Linie!
Ein Abenteuer wie aus einem Guss: Es entführt den Leser ins England der Siebziger und bewegt sich glaubhaft in diesem Kosmos. Action, Tempo, Morton und Grimsby als ambivalente Titelhelden – ganz großes Kino!
Dr. Morton arbeitet an einem Mittel zur Aggressivitätssteigerung, als ihm eine Idee kommt: Eine bestimmte Zutat fehlt – Heroin. Grimsby und Schwester Barringer sollen den Stoff besorgen. Doch dann kommt alles anders, und die ganze Sache eskaliert völlig.
Das Ganze wird garniert mit genau so vielen medizinischen und anatomischen Details, dass es absolut glaubhaft wirkt. Richtig klasse gemacht!
Ein kleiner Kritikpunkt: Grimsbys Zögern, einen entwaffneten Mafiakiller zu erschießen. Das passte für mich nicht ganz zu seinem Charakter, machte die Szene aber spannender – insofern absolut akzeptabel.
In diesem Roman wird noch einmal alles verdichtet, was für mich typisch Dr. Morton ist. Deshalb: Kaufen, lesen, genießen!
Nach der Lektüre von Dr. Morton Band 121 wurde mir klar, dass ich noch etwas Nachholbedarf hatte – insbesondere in Bezug auf Sir Edward und seinen Assistenten Rob Jones. Also griff ich zu Band 80 der Neuausgabe, denn dort treten die beiden erstmals auf. Kein Wunder: Es handelt sich hierbei um Band 1 der Erstausgabe von Mortons Schwesterserie Der Lord.
Die Lektüre hat meine Wissenslücken restlos geschlossen. Keine Fragen blieben offen, und gegen Ende tritt sogar Sir Douglas, die graue Eminenz der Serie, in Erscheinung – eine Figur, die der Reihe weiterhin treu bleibt.
Wer auch immer hinter dem Pseudonym John Ball steckt: Mit Das gespaltene Ich ist ihm erneut ein echter Volltreffer gelungen. Der Roman ist stilistisch aus einem Guss, lässt sich flüssig lesen und passt absolut stilecht in den Serienkosmos. Kurzum: Er macht richtig Spaß.
Wie schon beim zuvor von mir gelesenen Band 121 (Feuerteufel) handelt es sich auch diesmal um einen handwerklich sehr sauber erzählten Kriminalroman – angereichert mit einer ordentlichen Portion typischer „Morton-Vibes“. Besonders gut gefallen hat mir die „Arbeitsteilung“ zwischen Dr. Morton und Sir Edward beim Showdown: Als Sir Douglas und Sir Edward mit ihren Möglichkeiten am Ende sind, übernehmen kurzerhand Dr. Morton und William Grimsby die Bestrafung des Oberbösewichts – ein schöner dramaturgischer Kniff.
Ergänzend zu meiner Leseempfehlung möchte ich auf die Lord-Bände hinweisen, die in der Neuausgabe von Dr. Mortonenthalten sind. Eine vollständige Titelliste findet sich unter anderem im Onlinemagazin Zauberspiegel oder auch bei Wikipedia.
Klasse, dass die ehemaligen Lord-Bände auf dem Cover kenntlich gemacht werden – durch einen gut sichtbaren Button. Das macht das gezielte Lesen deutlich leichter.
Mein Fazit: Wer sich auch nur im Entferntesten für Heftromane interessiert, sollte Sir Edward alias Lord Mullion auf jeden Fall eine Chance geben!
Vor einiger Zeit habe ich ja mit dem Lesen (und Rezensieren) der Serie Dr. Morton begonnen. Mich hatte das eigenwillige (und sehr interessante) Coverdesign schon länger angesprochen, und die andauernde Kritik an der Serie war schließlich der Auslöser, mal selbst reinzulesen.
Wie in den damals entstandenen Rezensionen nachzulesen ist, hat mir mein Einstieg sehr gut gefallen. Bedingt durch berufliche Gründe kam es aber zu einem Break, da ich mich in andere Projekte einlesen musste. Vergessen habe ich die Serie nie – nur etwas nach hinten geschoben.
Vor Kurzem sah ich dann auf Facebook ein Posting, das das Erscheinen der neuesten Dr. Morton-Bände bekannt gab. Da staunte ich nicht schlecht, denn mittlerweile ist die Serie bei Band 121 angekommen. Da packte mich einmal mehr die Neugierde. Was wohl in der Zwischenzeit in der Serie passiert war?
Also kaufte ich mir Band 121 mit dem Titel Feuerteufel und begann zu lesen. Darüber, dass mich dabei ein regelrechter Schock ereilte, möchte ich in dieser Rezension schreiben.
Wie am Titel schon zu erahnen ist, geht es in diesem Abenteuer um eine Serie von Brandstiftungen, die London heimsuchen. Chefinspector Walter Maugham von Scotland Yard sitzt ganz schön in der Klemme, denn seine Ermittlungen greifen nicht. Sein hämischer Kollege Quester sitzt ihm ganz schön im Nacken, und auch die Presse macht Druck. Wie gut, dass der Chefinspector auf die Hilfe von Dr. Morton und seinem Team setzen kann …
So viel zur Story. Jetzt zu meinem Kulturschock:
1.) Ausgerechnet Dr. Morton hilft dem Yard?! 2.) Dr. Morton hat neben Grimsby und Schwester Barrington noch ein ganzes Team?
Das wollte ich natürlich klären, zumal auch Dr. Morton und William Grimsby mir seltsam verändert vorkamen. Was ist da los im Morton-Kosmos?
Eine kleine Recherche führte mich zurück in die Historie der Geschichte, genauer gesagt in die Zeit ihrer Erstauflage. Dr. Morton war zu dieser Zeit sehr kontrovers, und die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indizierte fleißig Abenteuer unseres Lieblingsmediziners. Der Verlag musste also etwas tun. Zu dieser Zeit startete dann die Schwesterserie Der Lord, die im gleichen Kosmos wie Dr. Morton spielt. Zwischen beiden Serien gab es starke Verflechtungen, was letztlich zu einem völlig transformierten Dr. Morton führte.
Wer diesen Schritt nachvollziehen möchte, dem sei besonders Band 80 Das gespaltene Ich der Neuausgabe von Dr. Morton ans Herz gelegt – dort wird dann nämlich Sir Edward eingeführt.
Wenn man um dieses Detail der Serienhistorie weiß, kann man über einen Großteil der Kritik an der Serie nur irritiert den Kopf schütteln. Die vielmals vorgebrachten Argumente wie „Gewaltporno“ o. Ä. verpuffen völlig, wenn man mal einen der Romane nach der Neuausrichtung der Serie liest (das tun sie sowieso, wie ich in meinen früheren Rezensionen dargelegt habe – was ich hier aber nicht zum Thema machen möchte).
Aber was erwartet den Leser nun in Band 121 Feuerteufel? Am ehesten würde ich das Setting als eine Art Die Zwei (Serie mit Roger Moore und Tony Curtis) und Mit Schirm, Charme und Melone bezeichnen: ein temporeiches Krimiabenteuer im London der Siebziger.
Besonders haben mir die profunden Ortsbeschreibungen Londons zu dieser Zeit gefallen. Es fühlte sich zu 100 % so an, als wäre man mit bei der Hatz durch London unterwegs. Langweilig war das Ganze nie. Ein rundherum solides Abenteuer, das mich sehr gut unterhalten hat. Der Autor zeigte dem Leser, was das Team um Dr. Morton alles für Möglichkeiten hatte – was aber in die Handlung perfekt eingebettet war und diese mit vorantrieb.
Wer auch nur irgendeine Zuneigung zu Pulp, Heftromanen oder klassischer Männerliteratur hat, kann und sollte bedenkenlos zu den aktuellen Dr. Morton-Bänden greifen. Ansonsten besteht nämlich die Gefahr, dass er eine sehr eigenständige und originelle Serie verpasst. Ich finde es eine Schande, dass die Serie so unter ihrem völlig falschen Image leidet!
Was nehme ich von der Lektüre mit? Wie schon zwischen den Zeilen herauszulesen ist, freue ich mich, die Details über dieses Stück lebender Heftromangeschichte herausgefunden zu haben. Dennoch möchte ich an dieser Stelle eine Lanze (auch) für die alte Serie bzw. die Ausgaben der Morton-Neuauflage bis Ausgabe 79 brechen: Ich mag es dunkler, abgründiger und härter. Außerdem gefiel mir die kammerspielartige Atmosphäre, die vor allem durch die Interaktionen zwischen Grimsby und Morton geprägt wurde und nicht so sehr auf ein ganzes „Ensemble“ setzte.
Das ist nur eine Geschmacksfrage. Die Serie bietet für jeden Leser etwas: knallharte und durchaus auch gedankenspielartige Abenteuer der ersten Phase der Serie – und temporeiche, gentlemanartige Abenteuer der zweiten Phase. Es wäre nur schade, sich von den falschen Anschuldigungen vom Lesen abhalten zu lassen!
Im vierten Band muss Dr. Morton nicht lange nach einem Gegenspieler suchen, ganz im Gegenteil. Eine unbekannte Kraft hat den guten Doktor ins Visier genommen und setzt ihn gehörig unter Druck. Währenddessen setzt der schräge Mediziner seine Experimente an der bedauernswerten Miss Clandon und Gregory fort, da er große Ziele hat…
Der Roman ist wieder deutlich in der Schreibe der ersten beiden Bände gehalten und lässt den Leser kaum zur Ruhe kommen. Ich sprach ja von „kalter Eleganz“ die mit einem Turbo verdichtet wurde und genau das findet sich hier wieder. Um meine Theorie fortzuführen: Dieser Roman wurde meiner Meinung nach wieder definitiv vom Hauptautor geschrieben. Trotz seiner persönlichen Fähigkeiten, Grimsby und auch einiger hilfreicher Sonderausstattungen (Helikopter, unterirdische Verstecke…) wirkt Dr. Morton in diesem Roman keinesfalls unbesiegbar. Sogar Grimsby kommt beinahe an seine Grenzen, was dieser Episode fast schon eine Art Hard boiled-Charakter beschert, was sicherlich auch dank des nicht gerade zahnlosen Gegners der Fall ist.
Die Lösung des Falls ist dann überraschend bodenständig, wenn Grimsby mich gelegentlich auch etwas arg an eine Mischung aus MacGyver und B.A. Baracus erinnert hat. Es war aber nicht „drüber“, so dass ich auch hier ein mega spannendes Abenteuer mit überraschendem Schluss geboten bekam. Darüberhinaus hatte besagter Grimsby einen interessanten Gedankengang. Er fragte sich, was ihn eigentlich von den bösen Buben unterschied, die Dr. Morton bevorzugt für seine Experimente benutzt. Ich war von diesem Element fast schon fasziniert, regt es doch einmal mehr massiv zum Nachdenken in moralischen und philosophischen Kategorien an. Ich frage mich jedoch, ob der Gegner bereits wirklich besiegt wurde, oder ob der nicht doch noch seine Fangarme ausstrecken wird…
„Torture Porn“ gab es in dieser Episode definitiv nicht, dafür ein wunderbar abwechslungsreiches Abenteuer. Nach den ersten vier Bänden kann ich ganz klar sagen, dass ich das Konzept und die Umsetzung der Serie sehr mag. Sicherlich ist Dr. Morton nichts für jeden Leser, aber gibt es das überhaupt? Literatur die jedem Leser gefällt und die auch von jedem richtig interpretiert wird?
Das war jetzt schon der dritte Band aus der berühmt berüchtigten Dr. Morton-Reihe. Hier geht es um einen skrupellosen TV-Moderator, der in seinem Magazin schon so einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens medial gegrillt hat. In seiner letzten Show griff er gar einen Minister medial an, der sich daraufhin sogar das Leben nahm. Das ist natürlich Grund genug, damit sich Dr. Morton und Grimsby diesem Fall widmen.
Die Idee finde ich überraschend frisch, obwohl der Band schon in den Siebzigern erschienen ist. Welche Verantwortung haben Journalisten? Inwieweit sind sie für die möglichen Folgen ihrer Arbeit zu belangen?
In der letzten Rezension sprach ich über „Überraschungen“. Diese erlebte ich auch bei diesem Band, denn der Stil dieser Episode unterscheidet sich drastisch von dem der beiden Vorbände. Die ersten beiden Abenteuer wirkten stilistisch wie von einem Turbomotor komprimiert und verfügten über eine gewisse kalte Eleganz. Dies fand ich im dritten Band nur gelegentlich wieder. Ganz im Gegenteil, an gewissen Stellen wirkte der Roman sogar etwas „umständlich“ erzählt und erinnerte mich streckenweise an den üblichen Heftromanstandard dieser Epoche – nicht ärgerlich, aber für mich doch überraschend. In einigen Passagen blitzte die „kalte Eleganz“ auf, aber eben nur ganz kurz. Deshalb will ich mich festlegen: Nach meinem Empfinden wurde Bad in HCL von einem anderen Autor geschrieben. Da die typische Stilistik stellenweise aber aufblitzt, könnte ich mir vorstellen, dass dieser Roman nach einem Expose erstellt und von dem Autor der ersten beiden Bände überarbeitet wurde. Das ist ein völlig normaler Vorgang und schmälert nicht die Qualität des Romans.
Der dritte Besuch war mir persönlich etwas zu kompliziert (umständlich) aufgebaut, ist aber durchaus spannend zu lesen. Grimsby wird durch zwei Szenen eingehender charakterisiert, was diesen jedoch nicht sympathischer macht – aber das war sicher auch nicht der Sinn davon;-)
„Torture Porn Check“: Nein, in dieser Richtung gibt es auch in diesem Band definitiv nichts zu vermelden. Grimsby lebt seinen sadistischen Momenten aus, was relativ nüchtern erzählt wird. Das ist vielleicht gerade deshalb erschütternd, hat aber wirklich nichts mit den erhobenen Vorwürfen zu tun.
Das Ende versöhnt für dieses etwas „umständlichere“ Abenteuer, denn es kam für mich überraschend und deshalb völlig unerwartet. Ich sprach von einem komplizierteren Aufbau, der dann vielleicht auch einen logischen Fehler produziert hat (Falsche Uhrzeitenangaben im Hotel). Erfreulicherweise funktioniert der Morton-Kosmos (verschiedene Schauplätze, Personen im Umfeld des Doktors) hervorragend. Ebenso wird die Beziehung zwischen Dr. Morton und Grimsby beleuchtet, die durchaus ambivalenter als erwartet ist. Hat mir gefallen und ich bin gespannt, wie das weitergeht.
Ob ich weitere Termine bei Dr. Morton buchen werde? Selbstredlich, denn diese Reihe ist doch wirklich etwas ganz Besonderes!
Ich war überrascht, wie viel Resonanz meine kleine Rezension zum ersten Band von Dr. Morten ausgelöst hat. Aus dem Grund habe ich mir gleich auch den zweiten Band der Serie zur Brust genommen. „Torture Porn“ lautete einer der Vorwürfe gegenüber der Serie. An anderer Stelle wurde gar der Protagonist mit dem KZ-Arzt Mengele verglichen. Zu recht?
Der zweite Band hat mich überrascht, sogar gleich mehrfach. Gleich zu Beginn findet eine Unterredung zwischen dem Doktor und Grimsby statt, in der das Schicksal von Miss Clandon thematisiert wird, deren bedauerlicher einziger Fehler lediglich darin bestand, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. In diesem Gespräch wird deutlich, dass sowohl bei dem psychopathischen Grimsby, als auch beim Hyper-Narzissten Morton so etwas wie ein Rest Mitgefühl vorhanden sein könnte. Freilich reicht das nicht, um die arme Frau aus ihren Fittichen zu entlassen, aber „immerhin“…
Band zwei zeigt Dr. Morton dann auch von seiner besten Seite, nämlich als Chirurg, der einem verunglückten Adeligen zur Hilfe eilt und ihm das Leben rettet. Der eigentliche Gegenspieler ist Philipp Gregory, ein junger Mann aus der Londoner Upperclass, dessen Missetaten bisher durch seine Protektion ungesühnt geblieben sind. Außerdem zieht Chefinspektor Spratt seine Kreise immer enger, was Dr. Morton natürlich nicht entgeht.
Eingangs schrieb ich von Überraschungen. Die Zweite davon stellte sich ein, als Grimsby seinen Meister fand. Damit hatte ich nicht gerechnet und auch die Lösung der Situation hat mir durchaus gefallen. Das Ende kam in diesem Band (wieder) viel zu schnell – sprich, ich fand diesen Heftroman wirklich hyperspannend. So wurde z.B. das Eindringen bei Scotland Yard beschrieben, was ich sensationell gut fand. Ich habe ständig darauf gewartet, dass John Sinclair die Bühne betritt…
Zwei Romane von Dr. Morton liegen hinter mir, ich wurde wirklich bestens unterhalten. Der Konflikt um diese Serie lässt sich für mich auf einige wenige Faktoren verdichten:
1. Was darf Kunst, wo sind ihre Grenzen? 2. Darf eine Story einen amoralischen und psychopathischen Protagonisten haben?
In der Rezension zum ersten Band schrieb ich schon über American Psycho, Dexter und Jim Profit. Im Nachhinein ist mir noch Hannibal Lecter aus Schweigen der Lämmer eingefallen. Das alles sind Beispiele für Variationen des gleichen Schemas. Diese Stories funktionieren ebenso effizient, wie es auch Dr. Morton tut.
Im Vorfeld hatte ich mir auch schon so meine Gedanken zu dieser Serie gemacht. Irgendwie musste ich immer an die unsägliche Filmreihe Gesichter des Todes denken, die mich durch meine Jugend verfolgt hat. DAS ist für mich ein Beispiel für perverse Unterhaltung, zumal dort (bewiesenermaßen) echte Tiere gequält wurden. Ebenso musste ich an ein paar Videospiele denken: Manhunt (möglichst brutale Morde verüben), GTA V (Folterszene), Call of Duty 2 (Terroranschlag), Hitman (Spieler ist Killer) und sogar Commando Libya (Gräueltaten). Außerdem musste ich an die Filmreihen Hostel und Saw denken, die meiner Meinung nach definitiv dem Torture Porn zuzurechnen sind.
Das vernichtende Qualitätsurteil, dass einige Rezensenten über Dr. Morton ausgesprochen haben, kann ich am allerwenigsten nachvollziehen. Stellenweise fand ich beide Bände verflixt gut geschrieben, sozusagen verdichtet auf das Wesentlichste. Auch in dieser Hinsicht gehört Morton zu den vielleicht originärsten, deutschsprachigen Pulpserien. Sollten wir nicht endlich den (typisch deutschen) Form-und-Inhalt-Konflikt dorthin verlagern, wo er hingehört?
Mir hat dieser Band Spaß gemacht, ich werde weiterlesen und berichten!
Kleiner Funfact: Der Titel von Band 2 ist wohl der einzige „Kritikpunkt“ (wenn man das überhaupt so empfindet). Im ganzen Roman kommt kein einziger Sarg vor. Dafür ist der Untertitel deutlich griffiger und passender: Dr. Mortons unfreiwilliger Gast
Selbst als fleißiger Heftromanleser (und Autor) kann man nicht so viel lesen, wie man eigentlich möchte. Letztlich werden wir alle durch unsere Zeit limitiert. Grundsätzlich ist das irgendwie auch wundervoll, denn so besteht nicht die Gefahr, dass eines Tages der Lesestoff ausgehen könnte…
Vor einigen Tagen habe ich über Dan Shockers Larry Brent geschrieben. Die Serie war durch mein Raster gefallen, was ich jetzt Stück für Stück nachhole. Eine andere Serie, die das gleiche Schicksal teilt, ist Dr. Morton. Hier kann ich jedoch mildernde Umstände beantragen, denn die Heftromane erschienen bereits in den Siebzigern und da war ich noch etwas sehr jung.
In den letzten Jahren bin ich aber immer wieder über das Doktorchen gestolpert, was der effektiven Vermarkung der Romantruhe zu verdanken ist, die die Hefte des Erber + Luther Verlags als ungekürzte Neuauflage herausbringt. Vor einiger Zeit habe ich mir Band 1 „Blaues Blut: Dr. Mortons Unheimliches Experiment“ zugelegt und auf den berüchtigten „Stapel der ungelesenen Bücher“ gelegt.
Jetzt habe ich mir Dr. Mortons erstes „Abenteuer“ zur Brust genommen und bin ehrlich gesagt ziemlich irritiert. Dem Text merkt man seine Entstehungszeit in den 1970ern an, aber das hat mich nicht gestört. Insgesamt ist Band 1 stilistisch wenig anspruchsvoll, aber sehr flüssig geschrieben. Personen- oder Ortsbeschreibungen sucht man größtenteils vergeblich, was aber durch die Erzählperspektive des auktorialen Erzählers ausgeglichen wird. Zusätzlich ist das Tempo sehr hoch und zieht den Leser in die Geschichte.
Mir war vor dem Lesen klar, dass Dr. Morton nicht irgendeine Serie war, sondern besonders durch krasse Themen und entsprechende Maßnahmen der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften Bekanntheit und hohe Auflagenzahlen erlangen konnte. Soweit so gut.
Ich mag ambivalente Figuren und Antihelden: Egal ob Jim Profit aus der gleichnamigen Fernsehserie, Pat Bateman aus Bret Easton Ellis American Psycho, oder der gute Dexter. Trevor aus GTA V habe ich ebenfalls geliebt. Soweit war bei mir wohl auch der Boden für diese spezielle Serie geebnet worden. Was mich beim Doktor erwartete, hat mich dann aber doch ehrlich überrascht.
In Band 1 ist der gute Doktor Morton nichts anderes als ein lupenreiner Psychopath, der von seinem eher noch wesentlich psychopathischeren Helfer William Grimsby unterstützt wird. Letzterer hat keine Probleme, eine (mit Sicherheit nicht volljährige) Schülerin mit Zigaretten und Alkohol zuerst zu verführen und dann einen Abgrund herunterstoßen. Am Ende bedauert es Grimsby sogar, dass die junge Frau im Fallen nicht von einem nadelspitzen Felsen aufgespießt wurde.
Das ist hart. In einer anderen Rezension in den Weiten des WWW habe ich eine ähnlich entsetzte Reaktion des Rezensenten gelesen, wie sie sich auch bei mir eingestellt hat. Aber ist das eigentlich gerechtfertigt? Was darf ein Autor und was darf Kunst? Wo sind die Grenzen und wer definiert sie?
Ich habe für mich selbst eine Antwort gefunden, die ich hier nicht verschweigen möchte. Die oben beschriebene Tat mag auf manche Lehrer ebenso verstörend wirken, wie auf mich. Natürlich soll diese Szene Aufmerksamkeit erzeugen, was ihr zweifelsfrei gelungen ist. Als Autor beschäftigt mich aber eine andere Frage: Ist der sadistische Gewaltakt Selbstzweck, oder dient er einem anderen Ziel? Hinsichtlich von Band 1 muss ich ganz klar sagen: Grimsbys Tat dient nicht der Handlung, aber sie charakterisiert Mortons Helfer und ist deshalb nicht nur billige Effekthascherei. Ich weiß nun, dass Grimsby ein massiv gestörter Psychopath ist, der selbst eherne Tabus bricht. Außerdem wird dem Leser mitgeteilt, dass Dr. Morton ebenfalls über diese Neigung Bescheid weiß und nichts dagegen unternimmt. Somit heißt der Protagonist der Serie diese Taten letztlich sogar gut, was seiner Charakterisierung dient. Ich bin gespannt, in welche Richtung sich die Serie noch entwickelt.
Von tiefstem Herzen bin ich ein Kind des Pulps. Vielleicht waren es die Filme, die ich viel zu früh gesehen habe, oder aber die Bücher und Heftromane. Unter Umständen bin ich aber auch einfach viel zu heiß gebadet worden. Jedenfalls macht es mir persönlich wenig aus, dass die beiden Hauptfiguren alles andere als „Helden“ sind. Ich finde es sogar spannend, dass genretypische Gut-Böse-Schemata so richtig auf den Kopf gestellt werden. Ob ich diese Romanserie meinem Sohn zu lesen geben würde? Klares Nein!
Was gibt es noch zu Band 1 zu sagen? Die Rahmenstory ist einfach konstruiert und hätte durchaus etwas ausgefeilter sein können: Dr. Morton will Kunstblut entwickeln, um der Menschheit einen Dienst damit zu erweisen. Dazu kommt ihm jemand „der andere Menschen um ihre Ersparnisse betrogen hat“ als unfreiwilliger Proband gerade recht. Als eine seiner Patientinnen durch einen Zufall mit dem Probanden in Kontakt kommt, verfügt das Doktorchen jetzt eben über zwei Versuchspersonen. Eine weitere junge Frau wird samt ihrer Tante von Grimsby „vorsichtshalber“ zum Schweigen gebracht. Der böse Proband stirbt am Ende des Romans, nachdem sich Morton auch noch dessen Vermögen unter den Nagel gerissen hat.
Es taucht auch ein Inspector vom Yard auf, der aber augenscheinlich erstmal keine Verdachtsmomente bei Glenn Morton sieht. Ich vermute aber, dass sich dies im Verlauf der Handlung noch ändern könnte.
Wie schon gesagt, klassifiziere ich Dr. Morton eindeutig als Pulp. Romane gehören nach meiner Definition eindeutig zur Kunst und diese darf meiner Definition nicht durch subjektive Urteile eingeschränkt werden. Wer diese Art Literatur nicht mag, muss sie ja nicht lesen. Ich mag z.B. keine Horrorfilme, aber das ist eine persönliche Präferenz. Die Serie hat für mich einen (morbiden) Charme, der mir durchaus gefällt Deshalb werde ich weiterlesen!