TAG X: Wer ermordete den Präsidenten?

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Copyright: Panini Verlag

Wenn man über Social Media spricht, überwiegen 2020 oftmals die negativen Aspekte: Fakenews, gezielte Wahlbeeinflussung und Hate-Postings.

Aber das ist freilich nur die eine Seite. Ich liebe Social Media, besonders sogar meinen kleinen und feinen „Freundeskreis“ auf Facebook. Dank dieser tollen Menschen erfahre ich sehr viel aus der Welt der Phantastik, manchmal sogar Dinge, die sonst völlig an mir vorbeigegangen wären. Auch zu dieser kleinen Rezension hier kam der Stein des Anstoßes über Fratzenbuch. Perry Rhodan-Chefredakteur Klaus N. Frick berichtete über einen Comic aus dem Hause Panini mit dem Titel „Tag X: Wer ermordete den Patienten“. Ich erfuhr, dass es darin um eine Alternativwelt-Story ging. Der Was-Wäre-Wenn-Gedanke kann mich extrem fesseln, deshalb schreibe ich ja auch selbst so gerne darüber. Da kam mir „Tag X“ natürlich absolut gelegen!


Der Band stammt von dem Duo Colin Wilson und Fred Duval und in Frankreich ist die Reihe deutlich umfangreicher, als die sechs bisher auf Deutsch erschienen Alben.


Allein das Cover hatte schon meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zeigt es doch eine offene Limousine mit Motorradeskorte, einem Präsidenten und vermeintlich einer Jackie Kennedy auf dem Rücksitz. Doch warum steht als Datum für den Anschlag in Dallas der 22. November 1973 auf dem Titel? Wie gesagt: Es ist eine Alternativweltgeschichte. Und so kommt es, dass nicht John F. Kennedy im Jahre 1963, sondern Richard Nixon zehn Jahre später in Dallas erschossen wird.

Ich habe zwar was zu meckern, aber ich will es gleich sagen: „Wer ermordete den Präsidenten?“ hat mich mit der ersten Seite eingefangen und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Die Zeichnungen haben mich mehrheitlich sehr begeistert, jedoch hätte ich mir in einigen Szenen durchaus auch gerne etwas mehr Härte gewünscht.

Die Story beginnt im Vietnamkrieg, springt dann aber nochmals kurz in die USA, um den Protagonisten der Geschichte einzuführen: French.

Sonny Barger, der Chef der Hells Angels, macht dem Pentagon ein Angebot, das dieses annimmt: Die Hells Angels werden als Fachleute fürs Grobe in die reguläre Armee eingegliedert und sollen im Kampf gegen den Vietkong helfen. French macht dabei besonderen Eindruck und bekommt bald die gefährlichsten Missionen zugeteilt. Soweit so gut…

Leider hatte French jedoch eine schwere Kindheit und hat deshalb Wahnvorstellungen. Dabei sieht er Fremdenlegionäre (die auch mal in Vietnam gekämpft haben) und kann sich teilweise sogar mit diesen unterhalten. Seltsamerweise spricht er mit den Legionären aber deutsch… Warum Fremdenlegionäre deutsch sprechen sollten, wird nicht wirklich erklärt (natürlich haben viele Deutsche in der Legion gedient, keine Frage. Amtssprache ist dort aber französisch). Dafür dient dies als etwas lahme Herleitung für den Background von French. Sein Vater kommt aus dem Elsass, das im Zweiten Weltkrieg deutsch war. Doch nicht nur das, sein Vater war bei der SS und sogar am Endkampf in Berlin beteiligt. Aufgrund geheimer Informationen durfte der SS-Mann dann aber mit seiner Familie in die USA einreisen. Dort habe French dann eine harte Kindheit gehabt (warum auch immer) und sei zu den Hells Angels gekommen, wo er dann Nazi-Abzeichen getragen habe. Vorrangig, um seinen Vater zu „schockieren“. Das dürfte meiner Meinung nach bei einem überzeugten Nazi doch eher für Beifall, als für einen Schockmoment geführt haben, oder?

Die Charakterisierung von French ist für mich das größte Manko der Geschichte. Aus unerfindlichen Gründen hat er William Burroughs gelesen und dreht durch, als ein Offizier deshalb überrascht ist. Das ist gut gezeichnet, aber lässt mich mit Fragezeichen zurück. Warum ist das so? Sicherlich geht es hier um einen Comic (und nicht um eine Persönlichkeitsstudie), aber das Autorenduo hat sich definitiv etwas bei dieser Episode gedacht, wie auch bei der Biographie des Vaters – beides wurde nämlich fast schon verschwenderisch dargestellt. Die Intention des Ganzen kommt bei mir aber nicht so recht an.

Ich will jetzt nicht weiter spoilern, aber es kommt wie es einfach kommen musste: French wird irgendwann als Bauernopfer ausgesucht und für den Anschlag auf Richard Nixon angeheuert. Soweit, so gut … Nun kommt aber das nächste Problem: Der Comic erzählt auf wirklich schöne Art und Weise den Weg bis zum Attentat. Der Schuss fällt, dann wird die übrige Handlung innerhalb weniger Seiten zu Ende gebracht (mit dem Ende bin ich persönlich jedoch sehr zufrieden, da passt einfach alles).

Die Reihe „Tag X“ wirbt nun aber gezielt mit dem Slogan: „Was wäre, wenn…?“. Auf diese essenzielle Frage einer Alternativweltgeschichte gibt der Comic aber absolut keine Antwort. Wie hätte dieses Attentat den Lauf der Welt verändert? Der Leser bleibt mit diesen Gedanken allein zurück. Das finde ich ziemlich schwach!

Um mit dem ersten Band von „Tag X“ seine Freude haben zu können, muss der Leser also wirklich mehrere Fünfer gerade sein lassen. Dafür wird man mit einem ziemlich spannenden Lesererlebnis belohnt, das auch nicht mit jeder Menge Anspielungen auf bekannte Persönlichkeiten geizt. Ich habe für mich einfach beschlossen, dass der „Was wäre, wenn..?“-Gedanke einfach darin besteht, dass eben NICHT Kennedy erschossen wurde. Jedoch wurde hier der Übergang von JFK zu Nixon etwas trist dargestellt. Da hätte ich mir etwas mehr Pfeffer gewünscht, aber jut. Schwamm darüber!

Ob ich mir noch einen Band aus „Tag X“ zulegen werde? Durchaus! Gerade Band 4: „Als die Titanic nicht sank“ würde mich interessieren. Natürlich auch, weil ich vor kurzem einen Roman in der Serie Maddrax geschrieben habe, der eben auch auf der Titanic spielt. Ansonsten müsste ich jedoch etwas warten, bis die nächsten Bände übersetzt werden.

Ich bin ein Freund des Schulnotensystems, deshalb gebe ich „Tag X: Wer ermordete den Präsidenten“ ein Gut Minus. Ich mochte den Comic einfach und habe nebenbei viele historische Informationen bekommen, die ich noch überprüfen möchte.

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Serien-Manie und der Tod der Literatur

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Ja, ich bekenne mich schuldig: Ich war TV-Junkie. Das ist lange her, sogar sehr lange. Irgendwann in den frühen 2000er hat mich das Fernsehen weitestgehend als Konsumenten verloren. In dem Satz liegt auch direkt der Grund für meinen Abschied begründet: Seit etwa 2000 schreibe ich regelmäßig. Damit habe ich sozusagen die Seiten gewechselt: Eher mehr in Richtung Kreativität, dafür weniger Konsum.

Was habe ich TV-Serien geliebt: Srar Trek in seinen unterschiedlichsten Facetten, Akte X, MacGyver, Sopranos usw. usw. Und ja, ich habe Ausnahmen gemacht: Game of Thrones habe ich genauso gesehen wie Breaking Bad. The Walking Dead schaue ich sogar jetzt noch – aber in absolut homöopathischen Dosen. Es bleibt halt nicht viel Zeit.

Gleichzeitig explodiert aber das Angebot an Serien immer mehr. Netflix, Amazon Prime, usw. usw. usw. immer neue Dienste werfen ihre Produkte auf den Markt. Und alle finden ihre Abnehmer. „Binge Watching“ ist eher die Regel, also das Durchknallen ganzer Staffeln an einem Wochenende – oder sogar an einem ganzen Tag.

Ein Grund mag sein, dass viele Menschen heute einfach über Freizeit in ungeahnten Mengen verfügen. Diese Freizeit muss gefüllt werden. Gleichzeitig werden Serien gesellschaftlich akzeptiert. Galten sie früher als „bäh“, ist heute das Gegenteil der Fall: Wer hip ist, schaut mindestens fünf Serien gleichzeitig.

Ich erlebe das mit Befremden. Sicher, Star Trek Picard oder Discovery interessieren mich. Andere Serien auch – aber der Tag hat nur 24 Stunden. Wenn ich nicht schreibe, lese ich. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Mehrheit der Menschen das wohl anders sieht: sie schauen fern (streamen, Video on demand, bla bla bla).

Hier bahnt sich also langsam aber sicher ein kultureller Zeitenwechsel an: Serien (egal auf welcher Plattform) verdrängen sämtliche anderen Freizeitbeschäftigungen. Gefühlt scheint das sogar auf Computer- und Videospiele zuzutreffen – die bisherigen Platzhirsche, besonders bei den Jugendlichen und Junggebliebenen.

Stirbt deshalb das geschriebene Wort? Natürlich nicht. Lesen wird aber deutlich exklusiver. Wurde vor 20 Jahren noch geradezu mitleidig über die Leser von Heftromanen gelächelt, gehören die Leser von Perry Rhodan, MADDRAX, John Sinclair, oder Dorian Hunter heute zu einem erlesenen Club: den „Lesenden“. Für die Zukunft bedeutet das: Nischen werden überleben. Egal ob „Unterhaltungsliteratur“ oder angebliche „Ernsthafte Literatur“. Der Markt wird jedoch nicht größer, was sich bereits jetzt in einem Trend hin zu bibliophilen Liebhabereditionen, Sammlerausgaben und Franchises verdeutlicht.

Und was bedeutet das für Autoren? Nichts, oder nicht viel! Der Hunger der „Content Industrie“ (vor allem des angesprochenen TV-Serien Molochs) ist gigantisch. Serien basieren auf Scripten, die von Autoren geschrieben werden müssen. Hier dürfte es gerade für uns Deutsche spannend werden, besitzen wir doch einen gigantischen Fundus, der auch für Netflix und Co. als Vorlage für Serien interessant ist: Heftromane. Warum klingt eine Perry Rhodan-Adaption für deutsche Ohren so abwegig? Ich behaupte: Genau das werden wir in der mittleren Zukunft sehen. Und wissen Sie was? Ich like das!

Website von Stefan Hensch

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Hier finden Sie Informationen über den Autor Stefan Hensch. Es geht ums Schreiben, Phantastisches und Menschliches, Allzumenschliches.

Wenn Sie ihren Senf dalassen wollen, bitte gerne!

Sensation zum Jubiläum: Das Crossover von MADDRAX und Perry Rhodan!

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Copyright: Bastei Lübbe

Im Jahr 2000 startete der Bastei Verlag eine neue Serie: MADDRAX – Die dunkle Zukunft der Erde. Der Genre-Mix aus Science Fiction, Grusel, Fantasy und Abenteuer kam bei den Lesern so gut an, dass an diesem 8. Februar – nachdem vor einem Jahr schon der 500. Band erschien – ein besonderes Jubiläum gefeiert werden kann!
 
Auch 20 Jahre nach dem ersten Band „Der Gott aus dem Eis“ erscheinen 14-täglich neue Maddrax-Abenteuer. Der Jubiläumsband 523 von Oliver Fröhlich trägt dem Titel „Crossover“ nicht ohne Grund, denn in ihm spielt der Held der Konkurrenzserie PERRY RHODAN mit! Aus diesem Grund findet sich im Heft auch ein Grußwort von Perry-Rhodan-Chefredakteur Klaus N. Frick. Darüber hinaus gibt es als Gimmicks ein Essay über die Serie von Michael M. Thurner, einen Comicstrip von Matthias Kringe und ein Preisrätsel. Auch das Titelbild des argentinischen Künstlers Néstor Taylor ist ein absoluter Hingucker – eine Reminiszenz an das Cover des allerersten Perry-Rhodan-Bands von 1961! Außerdem kommt es im edlen Glanzlook daher.

Neben den Autoren steht vor allem der Redakteur Michael Schönenbröcher als Mastermind hinter der Serie. Ihm und allen Beteiligten wünsche ich weitere 20 erfolgreiche Jahre. Eines steht nämlich zweifelsfrei fest: Die Geschichte von MADDRAX ist noch lange nicht zu Ende erzählt!