Henschinator: Von Schleichern und Brake Checkern…

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Ich fahre gerne Auto. Natürlich nicht unbedingt im Berufsverkehr, das ist eher ein nötiges Übel. Vor einiger Zeit ist mir allerdings aufgefallen, dass sich das Fahren zunehmend verändert hat, auch außerhalb der Stoßzeiten. Und das, obwohl die Zahl der Autos sich nicht unbedingt erhöht hat.

Gefühlt könnte das mit der Diskussion über generelle Tempolimits zu tun haben. Analog zur Autobahn wurde und wird auch über Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts diskutiert. Möglicherweise hat dies zu einem vorauseilenden Gehorsam bei manchen Autofahrern geführt, die jetzt in Eigenregie langsamer als nötig fahren.

Wohlgemerkt rede ich hier über breite und gut ausgebaute Straßen, die auch über eine gewisse Übersichtlichkeit verfügen. Das Autofahrer bei schlechten Sichtbedingungen und unübersichtlichen Situationen vorsichtig sind, ist eine bewährte Praxis und soll hier nicht angekreidet werden.

So habe ich bemerkt, dass der „Kolonnenverkehr“ in Städten massiv zugenommen hat: Ein Schleicher sammelt eine ganze Reihe anderer Fahrer hinter sich an, die dieser dann oft kilomterlang hinter sich her zieht. So ist Autoverkehr jedoch nicht gedacht. Wer als Linksabbieger an einer Einmündung eine solche Kolonne erwischt, steht länger. Genauso kann dies auch an Kreisverkehren passieren (das ist aber ein komplexeres Thema).

Meist wird über „Raser“ gesprochen. In der öffentlichen Wahrnehmung sind diese Zeitgenossen das größere Problem, auch durch die Berichterstattung in den Medien. Fakt ist: Ja, diese Leute halten sich nicht an die Regeln. Die Schleicher allerdings auch nicht. Und ich möchte behaupten, dass das Zusammentreffen dieser beiden Gruppen vielleicht der perfekte Nährboden für schwere Unfälle sein könnte.

Am Neujahrstag hatte ich das Vergnügen mit einem solchen Schleicher. Es fing schon damit an, als wir aufeinandertreffen. Er (BMW Kombi) stand mit leuchtenden Bremslichtern alleine vor einer grünen Ampel. Weit und breit kein anderes Auto. Ich beschloss Abstand zu halten. Viel Abstand. Er fuhr jedoch so langsam, dass es unmöglich war. Irgendwann wurde ich dann ungeduldig und unterschritt seinen gefühlten Mindestanstand, was dieser dann mit einem gepflegten Tritt auf die Bremse quittierte. Selbstverständlich verwandelte sich sein BMW dann auch in einem Sattelschlepper, als er dann gnädigerweise irgendwann links abbiegen musste – er brauchte dazu die ganze Fahrbahn und er musste es natürlich in Schrittgewscheindigkeit tun.

Rasern wird oft geraten, früher loszufahren – da sie es ja oft eilig haben. Schleichern möchte ich raten: Fahrt später los und trinkt vorher noch einen Kaffee. Oder: Lasst das Auto stehen und nutzt den ÖPNV. Da geht es auch gemächlich zu und vielleicht kommt ihr gar nicht ans Ziel…